Heinz Rudolf Kunze - Sternzeichen Sündenbock

Sie haben Elvis gekreuzigt.
Sie haben den King ans Kreuz geschlagen
und Colonel Parker hat tatenlos zugesehen,
wie die Wachtposten ihn mit Sahnetorten bewarfen.
Der Colonel hat seinen Goldjungen geopfert
in Memphis, Tennessee,
und Maria Magdalena und Peggy Sue konnten nichts dagegen tun.
Einen Blumenkranz aus Hawaii hatte er um den Hals,
und deutsche Lederhosen an, aus seiner Militärzeit.
Gesungen hat er bis zuletzt, muß i denn, muß i denn
zum Städtele hinaus, und im so lonely I could die.
Als es mit ihm zuendeging, tat sich der Himmel auf
und der Präsident der Vereinigten Staaten griente
auf ihn herab. Warum wollten Sie mich nicht haben
als Drogenfahnder, Mr. President, schrie Elvis
mit letzter Kraft. Die ganze verkommene Musikbande
hätte ich Ihnen ans Messer geliefert!
Vor allem diese verfluchten gottlosen Beatles!
Bei diesem Namen zuckten Maria und Peggy zusammen.
Am Horizont hörte man Schüsse. Die toten Kennedybrüder
machten Jagd auf eine Herde wilder Ford Mustangs.
Der Präsident schwieg unergründlich
und ließ Diät-Cola auf den Gekreuzigten regnen.
Tja, und dann, sagte Kilian zu dem purpurfarbenen Mädchen
und prostete ihm zu, war es vorbei mit dem King.
Sie begruben ihn und er ist nicht auferstanden.
Wo er lag, da liegt er immer noch.
Worauf du einen lassen kannst.
Was bist'n du für'n Sternzeichen? fragte das
purpurfarbene Mädchen. Sündenbock, sagte Kilian.
Aszendent Schweinehund.
Das sind sehr einfühlsame, unkomplizierte Männer.
Geh'n wir zu mir?
Wer A sagt, muß auch -rschloch sagen,
meinte das purpurfarbene Mädchen, trank aus
und stand auf.
Und der kleine blinde Junge am Flipperautomaten schrie:
'N schönen Abend noch!